Der glückliche Mensch

Roman

Zsigmond Móricz

Guggolz Verlag Berlin, 2023

505 Seiten

ISBN 978-3-945370-40-7

György will, dass sein Leben erzählt wird. Er sucht nach einem Biographen und denkt, er könnte das ganz rasch erzählen. Aber der besteht darauf in jedem der vielen Gespräche über Györgys Leben alle Details aufzuzeichnen. Eine Kindheit in tiefer Armut, in der er schwere körperliche Arbeit verrichtet und versucht, etwas zu lernen, obwohl er oft genug von seinen Lehrern geschlagen wird. Dennoch versucht er sehr früh sich vorzustellen wie sein Leben schön und glücklich sein könnte. Seine Familie ist zuerst sein Schutzschild und bald wird er zum Schutzschild für sie. Die ersten Lieben machen ihn glücklich und stürzen ihn in tiefen Schmerz, wenn sie zu Ende gehen. Er wandert der Arbeit nach, durch das Land, das von Großgrundbesitzern Ungarns dominiert wird, die die Arbeitskräfte erbarmungslos ausbeuten. Er lernt dabei, dass man dennoch als Bürger eines Landes Prozesse führen kann, wenn man übervorteilt und beraubt wird von denen, die mehr besitzen als er selbst. Das, was als unendlich schweres und oft gefährliches Leben scheint, ist für György die Normalität und es ist dennoch sein glückliches Leben.

Auf seiner Wanderschaft, in der er der Arbeit nachfolgt, kommt er auch in die große Stadt, die ihn überrascht und findet dort neben schwerer Arbeit einen Teil seiner Familie und kehrt doch zurück in sein Bauernleben im Dorf. Das beschwerliche Leben seiner Zeit wird durch einen Krieg geprägt.

Die Gespräche werden mit jedem Mal tiefer und erzählen die Geschichte seines jungen Lebens, wie es wohl selten jemand erzählen kann, so klar, deutlich und einprägsam.

An allen Tagen, and denen es ihm gut geht, schöpft er die Kraft für die Tage, die schwer und bedrohlich sind. Er ist ein glücklicher Mensch.

Sein Chronist beendet die Aufzeichnungen mit dem schönen Satz: “ Dein Leben ist ein beispielhaftes menschliches Leben. Das einfältige Leben eines armen ungarischen Landarbeiters. Du bist nicht nutzlos irdischen Gütern hinterhergerannt, sondern hast auf wirklich elendem Boden einen himmlischen Schatz gefunden.“

Bücher wie dieses kommen aus einer lang vergangenen Zeit von Schriftstellern, die längst nicht mehr unter uns weilen. Durch die Neuauflage werden sie uns heute zugänglich gemacht – und geehrt. —

Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger

Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.