Die Welt war voller Fragen

Roman

Herbert Dutzler

Haymon Verlag, Innsbruck – Wien 2023

284 Seiten

ISBN 978-3-7099-8195-5

Bitte, ich hätte da eine Frage…

Der Sigi will es wissen, ganz genau und das besonders in der Schule. Er zeigt bei vielen Gelegenheiten auf, weil er die Antwort weiß – oder eine Frage hat. In einer ländlichen Umgebung, in der er es immerhin ins Gymnasium geschafft hat. In der Familie wird viel gestritten und er verzieht sich rasch in seinen Unterschlupf. Mit einem Buch. Denn Bücher beantworten zwar keine Fragen, aber mit ihnen kann er in eine andere Welt schlüpfen.

Mama probt den Aufstand und will arbeiten gehen, den Führerschein machen, Vater trinkt, raucht und tobt, Schwester Uschi weint die meiste Zeit, Opa stirbt und Sigi fürchtet sich vor dem Toten, der da aufgebahrt liegt. Oma ist der strenge Geist in der Familie, die sie zusammenhält. Er ißt gerne und viel, das sieht man ihm an. Also eine ganz normale Familie, wie man so meinen könnte – und bei vielen, die das Buch lesen, wieder Erinnerungen weckt an die 60er-Jahre.

Sigi hat oft Angst, vor seinen Schulkollegen, vor den Lehrern – eher selten vor den Lehrerinnen, vor den Abenteuern, die man als Bub überstehen soll oder muß, um nicht ausgelacht zu werden. Für ihn ist Wissenschaft ein Abenteuer und er interessiert sich brennend für die erste Mondlandung, obwohl er ausgerechnet genau diese Minuten in der Livesendung versäumt, weil er eingeschlafen ist.

Mit einer ganz besonderen Frage entfacht er einen brandheißen Konflikt in der Schule – und dem Lehrkörper: „Bitte, was ist ein Nazi?“. Weil er es einfach wissen will und verstehen auch.

Ein Buch, das nachdenklich macht. Weshalb bekommen Kinder so oft keine Antwort? —

Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger

Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.