Das neue Jahr 2024 hat begonnen, die ausländischen Touristen, die den Jahreswechsel in Wien verbracht haben, reisen nach und nach in ihre Länder zurück. Am 1. Jänner war die wartende Schlange vor dem Belvedere beeindruckend. Ebenso die Menschengruppen, die sich über den Garten verteilten.

Es sollte demnach die Hoffnung bestehen, dass Einheimische vor einem Museumseingang nun weniger lang stehen müssen, um hineinzukönnen. Ich möchte auf eine Ausstellung in der Albertina hinweisen, die bald ausläuft und die für Kunstfans sehr sehenswert ist: „Michelangelo und die Folgen“.

Michelangelo Buonarroti (1475 – 1564) vorzustellen wäre so als würde man Eulen nach Athen tragen. Deshalb unterlasse ich diesen Teil. Die Auseinandersetzung mit seinem Werk ist für Menschen, die sich mit dem menschlichen Körper seither künstlerisch befassen, essentiell, denke ich. Ganz gleich ob sie ihn nachahmen oder seine Sichtweise ablehnen bzw. ihr eine Position entgegensetzen, die vom idealen, athletischen Männerkörper völlig abgeht und den realen schwachen Körper, der von Krankheit und Vergänglichkeit gezeichnet ist, darstellt.

Die Zeichnung wurde im 15. Jahrhundert zum eigenständigen Kunstwerk und ist seither nicht „nur“ Vorstudie für bildhauerische Arbeiten. Zeichnungen des toskanischen Meisters aus dem Archiv der Albertina wurden in Vergleich zu anderen großen Namen seiner Zeit und später gesetzt: Raffael, Dürer, Hans Baldung Grien, Rembrandt, Rubens… bis Klimt und Schiele.

Einige „handliche“ bildhauerische Arbeiten von Soldani-Benzi, van Tetrode u.a. zeigen dann doch den Weg von der grafischen zur Verwirklichung in die dreidimensionale Gestaltung. Ein eigenes Kapitel ist dem Frauenkörper gewidmet, der über lange Zeit nur über den Umweg des männlichen Nacktmodells dargestellt wurde.

Kurator*Innenteam: Klaus Albrecht Schröder, Achim Gnann, Eva Michel, Martina Pippal, Constanze Malissa
139 Werke

Michelangelo und die Folgen, Albertina, bis 14.1.2024

Informationen: http://www.albertina.at