Kunst ist weiblich!

Eine andere Kunstgeschichte von Artemisia Gentileschi bis Yoko Ono

Carla Heussler

wbg Theiss, Darmstadt 2023

ISBN 978-3-8062-4616-2

Lange Zeit galten Zeichnung, Malerei oder Bildhauerei als hauptsächlich männliche kreative Ausdrucksarten. Den Frauen waren eher die Herstellung von Textilien auf Webstühlen, durch Stricken, Häkeln oder diverse andere Techniken, vorbehalten oder das Zeichnen und Malen als „Allgemeinbildung höherer Töchter“. (Ich habe das als Studentin noch aus männlichem Mund mit spöttischem Unterton gehört.) Doch stimmt es, dass Frauen sich von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht künstlerisch betätigten? Nein, durchaus nicht. Im 21. Jahrhundert wird endlich die Kunstgeschichte neu geschrieben! Es gibt immer wieder Ausstellungen mit Werken von Künstlerinnen und Bücher mit Biografien und kunstgeschichtlicher Einordnung werden verfaßt.

„Kunst ist weiblich!“ ist ein solches Buch. Es ist von Carla Heussler, Dozentin für Kunstgeschichte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Verwiesen darauf wurde ich aus Deutschland. Ein Freund, Maler und Kunsthistoriker, Sohn von Lotte Lesehr-Schneider, die in diesem Buch vorkommt, machte mich bei unserem letzten Telefongespräch darauf aufmerksam und dass ich es unbedingt lesen müsse. Es sei wirklich sehr gut und seine Mutter finde hier Erwähnung!

Das Buch ist für mich etwas Besonderes. Erstens, weil es inhaltlich doch sehr umfassend ist, Heussler flüssig und lebendig über die Entwicklung von der Renaissance bis heute, über die Veränderung der Schaffensbedingungen für weibliche Kunst zu erzählen weiß. Die Ausbildung erfolgte zunächst in Klöstern, dann als begabte Tochter eines Malers in seiner Werkstatt, eventuell noch bei einem befreundeten Künstler, später an privaten Malakademien und noch später – seit der Zulassung von Frauen – an offiziellen Akademien. Zweitens man vor einem Ausstellungsbesuch nachblättert und fündig wird und drittens weil neben bisher durchaus bekannten Frauen weniger bekannte vorgestellt werden.

Ich war ca. 11, 12 Jahre alt als meine Familie an der Adria die deutsche Künstlerfamilie Lesehr kennen lernte und mir die Mutter, Lotte, von ihren Zeichnungen psychisch Kranker erzählte und von Käthe Kollwitz. Ich erhielt damals meinen ersten Unterricht in (lebendiger) KunstGESCHICHTE, so wie durch die Erzählungen des Mannes Georg, gelernter Bildhauer und Musiker und Michael, den Sohn. Deshalb auch das Foto mit dem Katalog von Lotte Lesehr-Schneider, das ich vor zwei Jahren von Michael Lesehr geschenkt bekam.

Doch kommen wir weg vom Persönlichen…. Katharina Grosse, derzeit in einer Personale in der Albertina vertreten, kommt hier ebenfalls vor. Vor Ausstellungsbesuch also mal schnell über sie lesen und dann das Buch wieder unter den Christbaum legen. —

Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.