Die Wiener Museen sprechen zum heutigen internationalen Frauentag Frauen als Zielgruppe für Schwerpunktführungen an, meist als Gratisangebot. Frauen als „ernstzunehmende Künstlerinnen“ rücken seit einiger Zeit in den Fokus von Ausstellungen. Ob man damit „Minderheitenrechte“ wahrnehmen und Versäumtes nachholen möchte oder ob manche Themen „männlich dominierter Kunst“ einfach sehr oft durchgespielt wurden? Schön wäre es meiner Meinung nach, wenn es keinen „Frauentag“ oder „Männertag“ oder sonst irgendeinen „Tag“ geben müsste, um auf eine „besondere Gruppe“ hinzuweisen. Egal, das sind einfach meine ganz privaten Gedanken dazu. – Deshalb zurück zum Frauentag und damit von mir zwei Ausstellungen in der Albertina unter die Lupe genommen.

Da ist einmal jene von Katharina Grosse (geb. 1961 in Freiburg im Breisgau) mit dem Titel „Warum Drei Töne Kein Dreieck Bilden“ in der Pfeilerhalle, kuratiert von Angela Stief und Martina Denzler. Grosse wurde mehrfach ausgezeichnet, war in Berlin und Düsseldorf als Professorin an Hochschule und Akademie tätig und war Jurymitglied der deutschen Bundesregierung für Stipendienvergabe. Sie gehört zu den bekanntesten Künstlerinnen Deutschland, lebt in Berlin und Neuseeland. Ihre farbintensiven Arbeiten mit kompressorbetriebener Spritzpistole auf den unterschiedlichsten Untergrundmaterialien sind überdimensional, oft im öffentlichen Raum angesiedelt und damit weithin sichtbar und auch zeitlich begrenzt. Interessant war ihre Erzählung bei der Pressekonferenz über ihre Studienzeit. Sie hat damals gelernt Aggression als positive Energie zu erkennen und damit umzugehen. Daraus könnten viele Menschen lernen und sei es ohne künstlerische Ambitionen lediglich im täglichen Umgang mit Mitmenschen…

Für die Pfeilerhalle hat – und wenn ich mich nicht irre, ist das zum ersten Mal hier geschehen – Katharina Grosse ein temporäres Kunstwerk geschaffen. Grundlage war die Umwandlung von Wänden und Boden in einen „White Cube“ als Malgrundlage. Man steht vor dem fertigen Werk als Fragende*r: Wann und wo hört ein Bild auf, bis wohin erstreckt es sich und was passiert danach damit?

KATHARINA GROSSE. Warum Drei Töne Kein Dreieck Bilden, Albertina, bis 1.4.2024

Informationen: http://www.albertina.at

Ich darf weiterführend auf meine Rezension des Buches von Carla Heussler, Kunst ist weiblich, wbg Theiss 2023, hinweisen. Einige Details habe ich von dort.

https://pflegeundkunst.wordpress.com/2023/12/20/aus-dem-bucherkasten-kunst-ist-weiblich/

Die andere Ausstellung nennt sich schlicht „20 Jahre Sammlung Verbund“ und ist die Jubiläumsausstellung eines zukünftigen Sponsors. Die Sammlung ist zT auf Werke von Künstlerinnen fokussiert, dh die Gründungsdirektorin Gabriele Schor hat „früh“, vor zwei Jahrzehnten, das Potential von Kunst aus Frauenhand erkannt. Ein Begriff, der inzwischen allgemein in Kunstkreisen verwendet wird und von Schor stammt, ist „Feministische Avantgarde“.

Ein weiterer Schwerpunkt der Sammlung sind die Themen Raum/Ort und Diversity. Wunderbar ausdrucksstark und kritisch die Fotoarbeiten von Zanele Muholi (siehe Bild, Cebo II, Philadelphia 2018).

Die Sammlung Verbund ist seit ihrem Beginn auf rund 1.000 Werke von 200 Künstler*Innen angewachsen. Rückblickend ergeben sich spannende Erkenntnisse und dazu kommen Neuentdeckungen. Kuratorische Assistenz: Eva Haberfellner, Sophie Rueger. Einen Katalog im A5-Format gibt es gratis beim Ausgang der Räumlichkeiten bzw. online:

https://www.albertina.at/ausstellungen/20-jahre-sammlung-verbund/

20 JAHRE SAMMLUNG VERBUND, Albertina, bis 5. Mai 2024

Informationen: http://www.albertina.at

Beide Fotos mit freundlicher Genehmigung von Albertina.