Im Wirbel der Zeiten
Das Leben der Anna (Prinzessin) Schwarzenberg
Autorin: Maria Theodora Freifrau von dem Bottlenberg-Landsberg
wbg Academic Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2021
188 Seiten
ISBN-978-3-534-40462-9


Eine Frau, hineingeboren als eines der zahlreichen Kinder der fürstlichen Familie, lebt im ehemaligen Böhmen der Monarchie. Ein strenges Regiment in einer starren Hierarchie, ausgezeichnet durch das Patriarchat. Was heute fast unvorstellbar scheint, selbst in den entsprechenden Kreisen, schien damals selbstverständlich. Auch in Zeiten, in denen gewaltige Umbrüche zu gesellschaftlichen Veränderungen führen, bleiben lange noch Konventionen aufrecht und betreffen auch Anna. Sie wird trotz allem zu einer der Krankenpflegerinnen in dem traditionell agierenden Rudolfinerhaus in Wien, wo damals weibliche Pflegekräfte von den Göttern in Weiß als Hilfskräfte benützt wurden. Ihre Entwicklung von der „Hilfskraft“ zu einer „studierten“ Pflegekraft, die Managementaufgaben übernimmt, wird durch die politischen Ereignisse in der Zeit des Nationalsozialismus und ihrer Rassenpolitik durchkreuzt, die auch ihre Tätigkeit in der Kinderkrankenpflege betrifft.
Das Schwanken zwischen der Ansicht, Krankenpflege wäre den Frauen originär gegeben und andererseits die Entwicklung einer qualifizierten und professionellen Pflege prägt sie.
Die Geschichte des „Internationalen Councils of Nurses“ (ICN) aus dem 19. Jahrhundert ist eng verbunden mit der Bewegung der Frauen, die um ihre Eigenständigkeit und Emanzipation kämpfen, dem Council of Women. Als Executive Secretary of the ICN auf internationaler Ebene geht Anna Schwarzenberg konsequent ihren Weg weiter, zwischen Weltkriegen, unterschiedlichsten Aufgaben, stets dem Wandel der Geschichte und dem eigenen Wandel ausgesetzt. Eine Frau, der diese Entwicklung nicht in ihre fürstliche
Herkunftswiege gelegt wurde.
Wer den Lebensweg von Florence Nightingale verfolgt, findet interessante Perspektiven.
Zugleich wird die lange, internationale Entwicklung der Krankenpflege von Frauen wie ihnen selten so deutlich wie in diesem Buch nachverfolgbar. Ihr Blick auf ihr privates Leben als „eine Schwarzenberg“ erzählt ein Stück der internationalen Familiengeschichte, die bis heute reicht. Ihren sehr persönlichen Nachlass hat niemand geringerer als Alice Herdan-Zuckmayer verwaltet, deren Freundschaft aus dem gemeinsamen Leben in Vermont stammt.
Ein sorgfältig und zugleich liebevoll gestaltetes Buch über eine Pionierin der Krankenpflege – und nicht nur das. —

Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger

Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.