Die Inkommensurablen
Raphaela Edelbauer
Roman
Klett-Cotta, Stuttgart, 2023
351 Seiten
ISBN 978-3-608-12157-5


Hans wird hineingespült in das sprudelnde Leben vor dem ersten Weltkrieg, kommt als Knecht aus Tirol in das hitzige Wien. Das, was er sucht, ist die Erklärung für seine ihm selbst eigenartig anmutenden Erscheinungen, für die er Hilfe sucht bei einer Psychoanalytikerin, Helene. Kurz danach droht er unterzugehen durch neuen Bekanntschaften mit jungen Leuten aus anderen sozialen Schichten, die ihn faszinieren und zugleich verstören. Welten prallen aufeinander. Immer wieder drehen sie sich wieder um die Psychoanalytikerin, die den suchenden Jungen ein Anker zu sein scheint. Die Inkommensurabel sind sie und bleiben es, einander hautnah und doch fremd. Sie unterscheiden sich in in vielem, das damals und auch heute die eigene Welt immer wieder ins Wanken bringt. Adams Satz „Das Hirn wäre nicht in der Lage, das Einzelne zu erfassen, so viel passiert gleichzeitig“ steht für ihrer aller Gefühle in einer Zeit, die sich taumelnd auf eine Katastrophe hinbewegt. Als wäre es ein Gemälde mit feinsten
Pinselstrichen in einer gewaltigen Komposition vor dem drohenden Untergang, auf den sie zutaumeln. „Eine neue Gerichtsbarkeit hatte sich über die Welt gesenkt, eine Kriegsordnung, die mit einem Schlag das zivile Recht ersetzt hatte“ – eine apokalyptische Situation.

In einem unendlich dichten Sittenbild erzählt Raphaela Edelbauer diese verwirrenden und irrlichternden Tage bis zum bitteren Ende. —

Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger.

Transparenz: Das Belegexemplar wurde dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.