Der Stammhalter
Alexander Münninghoff
Roman einer Familie
Verlag C.H.Beck oHG, München 2018
333 Seiten
ISBN 978-3-406727320


In eine Familie hineingeboren zu werden bedeutet oft, damit auch in einer eigenen, unentrinnbar scheinenden Klasse der Gesellschaft aufzuwachsen. Erst die Ereignisse rund um sie können diese Zugehörigkeit verändern oder auch zerstören.

Wie jedes dieser Familienmitglieder versucht, sein eigenes Leben zu entwickeln, ist immer eine Herausforderung. Die politischen Ereignisse in den 30- und 40-Jahren und die Jahrzehnte danach sprengen auch hier das interne System fast in die Luft. Jedes einzelne Familienmitglied versucht, seine eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Die strengen Vorgaben des „Alten Herren“ mit niederländischen Wurzeln und seinem patriarchalen Gehaben fordern zum Widerstand heraus. Er, der den inneren und äußeren Reichtum seiner Familie schützen und bewahren will, steht einer Generation gegenüber, die unter den Zeichen der Zeit neben dem Luxusleben auch anderen Verführungen folgt oder aus den Bahnen geworfen wird.

Zerrissen durch die Umsiedlung aus Lettland, wo sie zu den reichsten Familien gezählt haben, werden viele persönliche Wünsche und Träume plötzlich zu einem Schaum oder Albtraum. Verstreut über polnische Gebiete, Deutschland und dem Zufluchtsland Niederlanden agiert nicht nur der Alte Herr weiter, der das Steuer für seine Firmen und den Besitz fest in Händen hält, auch in Kriegszeiten und auch das, was man ihm raubt beharrlich wieder zurückholt. Doch auch in der Nachkriegszeit und in den Wirren, die die gesamte Familie erschüttert, sind es die Netzwerke, die sie retten und durch die Jahre tragen.

Der Stammhalter, sein Enkel, wird zum Chronisten dieses familiären Imperiums mit all seinen Beteiligten und Facetten und schildert mit umfangreichem Detailwissen die Geschichte dieser Familie in der Zeitgeschichte. Die Detailtreue der verwirrenden, rauschhaften Ereignisse der persönlichen Beziehungen rund um das Leben des Stammhalters schaffen ein Abbild dieser weitverzweigten Familie.


Ein Buch, das ein Vermächtnis und seiner Mutter speziell gewidmet ist und nachwirkt. —

Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger

Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.

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