In Wien gibt es derzeit zwei Ausstellungen über Gustav Klimt. Beide zeigen noch nicht ausgereizte Seiten um das „übliche“ malerische und graphische Werk des Jugendstil-Malergenies. Was man beinahe als Kunststück bewerten möchte.

Im MAK werden die bisher wenig beleuchteten Lehrjahre an der neu eröffneten Kunstgewerbeschule ans Licht geholt. Die Kunstgewerbeschule ist Vorläuferin der „Angewandten“. „Klimts Lehrer. Jahre an der Kunstgewerbeschule“ ist gleichzeitig eine Hommage zum 150-Jahr-Jubiläum des MAK.

Die zweite ist in einem Raum des Oberen Belvedere zu finden: „Dame mit Fächer. Gustav Klimt und Ostasien“. Hier geht es um das letzte von Gustav Klimt gemalte Bild und um die Einflüsse ostasiatischer Kunst auf seine letzte Schaffensperiode.

Die Lehrjahre Gustav Klimts an der Kunstgewerbeschule

Halten wir fest: Gustav Klimt wird am 14. Juli 1862 als ältester Sohn des Graveurs Ernst Klimt in Baumgarten (jetzt Wien) geboren. Von 1876 bis 1882 studiert er an der Wiener Kunstgewerbeschule. Diese wurde als zeitgemäße Ausbildungsstätte unter der Leitung des einflussreichen Kunsthistorikers Rudolf von Eitelberger (1817-1885) für Künstler gegründet, die für die Gebäude der Ringstraße und deren Ausstattung gebraucht wurden und überflügelte damit die altehrwürdige Akademie der bildenden Künste. Bedeutende Künstler, die bereits an Ringstraßengebäuden tätig waren, wurden als Lehrer gewonnen. Ferdinand Laufberger und Michael Rieser, die an der Ausstattung der Votivkirche beteiligt waren, Ludwig Minnigerode und Friedrich Sturm. Doch auch andere Vorbilder wirkten auf Gustav Klimt, wie Anselm von Feuerbach, Hans von Marées und Pierre Puvis de Chavannes.

Zwei Brüder Gustav Klimts werden ebenfalls Studenten an dieser Schule. Er gründet 1879 mit seinem Bruder Ernst und dem Kollegen Franz Matsch, alle drei sind laut Kurator Otmar Rychlik „Vorzeigestudenten“, die „Malerkompanie“, eine Arbeitsgemeinschaft, die bis zum Tod von Ernst 1892 große Aufträge ausführt. Wir kennen die Arbeiten im Burgtheater und im KHM. Schlusspunkt des Rundgangs ist das Plakat für die 1. Secessionsausstellung (1898), das wahrscheinlich auf ein früheres Plakat zurückgeht, das von Gustav und Ernst zweigeteilt wurde.

KLIMTS LEHRER. Jahre an der Kunstgewerbeschule, MAK, bis 13. März 2022

Informationen: http://www.MAK.at

Das letzte Gemälde „Dame mit dem Fächer“ (1917)

Die „Dame mit dem Fächer“ ist das letzte Bild an dem Klimt arbeitete und blieb unvollendet. Der Künstler verstarb am 6. Februar 1918. Es befindet sich in Privatbesitz und ist derzeit im Oberen Belvedere Mittelpunkt einer kleinen Ausstellung über die späte Phase des Malers. Ab den 1890er Jahren beschäftigte er sich mit ostasiatischer Kunst: mit japanischen, chinesischen, koreanischen, persischen, indischen Stilformen, dekorativen Motiven, Farbkombinationen und Kompositionen, ab 1909 wird kein Blattmetall mehr verwendet.

Auf dem Foto, das einen Ausschnitt hinter der Abgebildeten wiedergibt, ein Goldfasan, der ebenso wie Phönix, Kranich und Lotusblume Symbole für Glück, Wohlstand und Schönheit sind. Vorbilder für die Figur finden sich in japanischen Holzschnitten. Um den Einfluss asiatischer Herkunft zu zeigen, sind kunsthandwerkliche Objekte ausgesucht worden. Erstaunliches offenbart sich, wenn man genau hin sieht!

DAME MIT FÄCHER. GUSTAV KLIMT UND OSTASIEN, Oberes Belvedere, bis 13. Februar 2022

Informationen: http://www.belvedere.at