Der Zauberer vom Cobenzl
Bettina Balàka
Roman
Haymon Verlag, 2023
245 Seiten
ISBN 978-3-7099-8207-5


Was der Cobenzl alles schon erlebt hat


Wenn der Vater mit seiner Tochter unterwegs ist, so fangen manche Geschichten an. Es geht um ein ganz großes Geschehnis, um eine Erscheinung, die Karl von Reichenbach beforscht und um hochsensitive Personen, die den geisterhaften Ereignissen folgen können. Tochter Hermine staunt und schwankt zwischen Neugierde und Grauen. Alles beginnt auf einem alten Wiener Friedhof. Wer Wien kennt, folgt der Geschichte um die Berge des Wienerwaldes ebenso leicht wie diejenigen, die so manche der Ereignisse vielleicht für Fantasiegebilde halten – aber wer weiß? Vielleicht war es doch der weiße
Schleier der Braut des Hohen Herren, der vom Winde verweht wurde – und erst lange Zeit später wieder entdeckt wurde?

Was Hermine antreibt und begeistert, das sind die Pflanzen, die sie sammelt auf der Umgebung des Cobenzl und lebt mit ihrer Schwester Ottone, der Bodenständigen, die so ganz anderes denkt und handelt, und so manches belächelt. Beide aber wissen, dass der Herr Vater nach der Lebenskraft sucht, die der Odem auch nach dem Tod noch verströmt.
In dem langen gemeinsamen Leben von Vater und Tochter Hermine kommt die unendliche Suche nach den Geheimnissen der Natur niemals zu kurz. Der Vater, Herr von und zu Reichenbach, experimentiert mit vielem und allem, entdeckt zuletzt die Produktion von Zucker – und gebietet streng über das Liebesleben seiner Töchter, die sich entweder entziehen, oder wie Hermine, konsequent ihren Weg gehen. In allem spielt immer der Wiener Cobenzl eine tragende Rolle. Hermine wird zu einer Wissenschaftlerin, schafft
alles im Leben, auch wenn es große Hürden gibt und ist die Frau, die eine frühe und selbstbewußte Forscherin in einem männerdominierten Umfeld wird. Sie nimmt Vaters Suche und Forschung nach dem Od auf, um sie vor dem Vergessen zu bewahren.
Ein spannender Roman über die Höhen und Tiefen einer Familie, über Macht und ihren Verlust und eine großartige Frau, die sich der Wissenschaft verschrieben hat. —

Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger

Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.