Angehörige in der Palliative Care
Unterstützung und Begleitung
Angelika Feichtner
Bettina Pußwald
facultas Verlags- und Buchhandels AG, Österreich
205 Seiten
ISBN 978-3-7089-1873-0

Einer der Einleitungssätze von Angelika Feichtner steht über dem gesamten Thema dieses wichtigen Buches: „Die An- und Zugehörigen sind die wichtigsten BegleiterInnen, die bedeutsamsten Bezugspersonen und die engsten Vertrauten schwerkranker und sterbender Menschen.“


Seit Jahrzehnten bereits setzen sich ExpertInnen vieler Bereiche mit der Situation von Menschen auseinander, die von einer terminalen Erkrankung betroffen sind, oft einen langen Leidensweg hinter sich haben und ihrem engsten Bezugsumfeld. Sie gemeinsam durch diese schwierigste Zeit des Lebens zu führen, mit dem Ende und dem Verlust des kranken Menschen umzugehen, ist eine der wichtigsten Arbeitsbereiche im Bereich der Palliative Care.


Die genaue Betrachtung, welche Rolle pflegende An- und Zugehörige gerade in dieser Lebensphase einnehmen, ist die eine Seite dieses wichtigen kleinen Buches. Wer übernimmt aus welchen Motiven die Angehörigenpflege, wo zeigen sich die Grenzen (Überforderung, sozialer Rückzug, Ängste, psychische Belastung) und wann nehmen
pflegende Angehörige selbst Hilfe an, um nicht „auszubrennen“. Dass sie ExpertInnen sind, weil sie im Verlauf der Erkrankung umfangreiches Wissen erworben haben im Bereich der Pflege, ist die eine Seite. Dass sie sich aber oft selbst hilflos und überfordert fühlen, das ist die andere Seite, diejenige, wo es dringend Unterstützung braucht. Besonders dann, wenn es um Palliative Care geht.


Der markante Satz im Kapitel Pflegende Angehörige als LeistungserbringerInnen für das Sozial- und Gesundheitssystem gehört in jede gesellschaftspolitische Debatte: „Es kann davon ausgegangen werden, dass unser Gesundheitssystem ohne die Leistung pflegender Angehöriger nicht aufrecht zu erhalten wäre.“


Nur in Zusammenarbeit und Anerkennung der Wichtigkeit von pflegenden An- und Zugehörigen kann es gelingen, damit den Kreis zu schließen, in dem Menschen in der terminalen Phase nicht nur gepflegt sondern auch seelisch entlastet werden. Das Gefühl, mit Menschen, die für sie Vertraute sind und einem bestens ausgebildeten professionellen
Pflegepersonal im Palliative Care-Bereich kann dieser schwere letzte Weg gelingen. Für die pflegenden An- und Zugehörigen muss es auch ein Danach an Unterstützung und Begleitung geben, um in der Phase der Trauer nach dem Verlust nicht allein zu bleiben.


Dass gerade Sozialarbeit einen enorm wichtigen Anteil in der Palliative Care hat, ist klar und deutlich. Sie hat einen Blick auf die psychosozialen Probleme bzw. kritischen Lebenssituationen wie Bettina Pußwald anführt, die einen engen Kontakt der pflegenden An- und Zugehörigen für wichtig hält. Der Sozialarbeit kann es gelingen, in einer
Gesellschaft, in der gesellschaftliche Normen sich permanent verändern und neue Herausforderungen schafft, hier ein Gleichgewicht zu erreichen und mit methodischem Handeln den Betreuungsprozess zu gestalten. Für die Palliativsozialarbeit stellt sie sich den Herausforderungen, wenn es durch die Auswirkungen der Erkrankung zu unterschiedlich ausgeprägten Problemen kommt, mit dem Ziel, psychische und emotionale Stabilität zu stärken. Zugleich sind sie diejenigen, die auch bei sozialrechtlichen Fragen den Betroffenen zur Seite stehen.


Dieses kleine Büchlein ist ein großartig aufgebauter Begleiter, mit vielen wichtigen Informationen zu allen Bereichen der Zusammenarbeit, Integration und Begleitung der Angehörigen Palliative Care. Der große Dank gebührt den Autorinnen. —

Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger

Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.