Die Herkunft Europas. Eine Reise zum Ursprung unserer Kultur

von Bernhard Braun

Wider den Hochmut

In über 500 Seiten gibt uns der an den Universitäten Innsbruck und Salzburg lehrende Autor von „Die Herkunft Europas. Eine Reise zum Ursprung unserer Kultur“ ausreichend Gelegenheit zur Auffrischung und zur Erweiterung unseres Geschichtswissens. Humorvoll, detailreich und zugleich rasant bringt uns Bernhard Braun in moderner Sprache Bildung aus den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen nahe.

Nun einige Beispiele: die Phryger liebten Ornamente, Verzierungen. Das Wort „Fries“ leitet sich davon ab. Der Glaube an einen Gott entwickelte sich von Ägypten ausgehend im Orient und kam von dort zu uns. Im Lauf der Zeit verschmolzen sich die Eigenschaften verschiedener Götter in Jahwe. Was nach dem Tod mit dem Menschen passiert – darüber scheiden sich die Geister. Die Vorstellung der Himmelfahrt der Seele dürften wir dem Zoroastrismus aus dem heutigen Iran zu verdanken haben. Auch die Höllenqualen wurden im Orient erfunden. Das Christentum verfeinerte später die Idee zu Hölle und Fegefeuer, wobei Feuer sowohl Strafe als auch Reinigung bedeuten kann. Der Maler Hieronymus Bosch (um 1450 – 1516) hat dazu Eindrückliches hinterlassen. Das „Weltgerichtstriptychon“ ist in der Galerie der Akademie der bildenden Künste in Wien zu sehen.

Geduldig will Bernhard Braun uns eines zu verstehen geben: Europa hat außereuropäische Fundamente, sowohl geologisch als auch von der Herkunft der Spezies Mensch. Wir alle sind „Zuagraste“ und die Erde unter unseren Füßen hat afrikanische Wurzeln (Afrikanische Platte). Bis in die Jungsteinzeit soll die Haut der Menschen, die in unseren Gegenden lebten, dunkel gewesen sein.

Zeile für Zeile führt der Experte in Philosophiegeschichte, Metaphysik, Ästhetik, Kunst- und Kulturphilosophie Beweise an, die zeigen sollen, dass die europäische Kultur inklusive des christlichen und jüdischen Glaubens auf ältere außereuropäische Einflüsse zurückgeht.

Bernhard Braun (*1955 Hall in Tirol) studierte Chemie und Philosophie. Er war Lehrbeauftragter am Philosophischen Institut der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg mit mehreren Lehrstuhlvertretungen (Metaphysik und Philosophiegeschichte). Neben anderen Tätigkeiten im Verlags- und Kulturbereich war er Obmann des Kunstforums Ferdinandeum und Mitglied im Dreiervorstand des Vereins Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Seine Arbeitsgebiete sind Philosophiegeschichte, Metaphysik, Ästhetik und Kunst- und Kulturphilosophie.

Transparenz: Ein Rezensionsexemplar wurde mir überlassen, wofür ich danke. Kein Honorar.