Der 6. Mai ist der Geburtstag Sigmund Freuds (6.5.1856 – 23.9.1939). Der richtige Zeitpunkt um über die neue Ausstellung in der Berggasse 19 zu berichten, die vor einigen Tagen eröffnet wurde.

Im Jahr 1919 publizierte Freud eine Abhandlung mit dem Titel „Das Unheimliche“, wo er, laut Presseunterlagen, feststellte das Unheimliche sei „’nichts Neues oder Fremdes, sondern etwas /…/ Vertrautes‘, das nur durch den ‚Prozess der Verdrängung entfremdet worden ist‘.“ Weiters beziehe er sich auf die „Fähigkeit der Künste, dem psychischen Erleben Ausdruck zu verleihen.“ Die beiden Kuratorinnen, Monika Pessler, Wien und Dr. Nicole Fritz, Tübingen, beziehen sich in Ihrer Auswahl an Kunstobjekten auf diesen Text sowie auf die in der Berggasse gemachten Beobachtungen des Arztes über die Themen Doppelgängertum, Fetischismus, Traum, Traumata, Wiederkehr des Verdrängten, weibliche Sexualität und Geschlechterkategorien. Dem fügt sich die bedauerliche Tatsache hinzu, dass das Unheimliche den Räumen des jetzigen Sigmund Freud Museums immanent geworden ist. Hier befand sich nach der Flucht der Familie Freud nach England eine Sammelstelle von jüdischen Mitbürger*Innen zur Internierung.

Zur Lesart des Gezeigten: Hingewiesen haben die Kuratorinnen auf die beiden Bedeutungsebenen des Unheimlichen – einerseits das Vertraute, das Heimelige und andererseits das Verdrängte, Verheimlichte. Bei der Auswahl der Werke sei man von der Ästhetik, die diese ausstrahlen, ausgegangen.

Das Titelbild zeigt den „Relikteschuh“ von Birgit Jürgenssen aus dem Jahr 1976. Es zeigt die Objektifizierung der Frau auf den Schuh als Fetisch. Die Zeit überdauern die Blutflecken auf dem Leder und ein Zahnskelett, das wohl auf die Schmerzen hinweisen soll, die oft „schöne“ Schuhe die Trägerin erleiden lassen. Mit dieser Interpretation geht die Künstlerin jedoch über Freud hinaus, der den Fetisch ausschließlich auf männliche Patienten bezog.

Ergreifend die Videoinstallation von Esther Shalev-Gerz von 2005, „Between Listening and Telling“. Hier geht es um das Unaussprechliche, das sich in den Gesichtern von Shoah-Überlebenden widerspiegelt, wenn sie sich erinnern… Die wohl intensivste und ergreifendste Verbindung zu diesen Räumen.

DAS UNHEIMLICHE. Sigmund Freud und die Kunst, Sigmund Freud Museum, bis 4. November 2024

Informationen: http://www.freud-museum.at