Wind und Wolkenlicht
Roman
Lewis Grassic Gibbon
Guggolz Verlag, Berlin
340 Seiten
ISBN 978-3-945370-32-2


Segget, wohl bekannt aus dem Buch „Lied vom Abendrot“, dort wohnt Chris. Von ihr erzählt die Geschichte. Sie kennt sich aus in Segget, jetzt als die Frau des Pastors, die damit Ansehen genießt. Die neue Liebe bringt ein neues Leben, mit neuem Mann und dem Kind, mit dem er spielt. Alles, was Chris erlebt, ist alltäglich und dennoch immer neu.
Robert versteht sie und ihre Nachdenklichkeiten ebenso wie ihre Freude. Was ändert sich im Verlauf der Zeiten, die er als Seelsorger sorgt? Hat Krieg den Menschen die Hoffnung auf das Seelenheil genommen? Wie geht für Chris soziale Gerechtigkeit? Auch gegenüber ihren Dienstboten? Was, wenn Roberts dunkle Stunden sie bedrücken? Wer aller redet über beider Rücken über sie, weil die Freude des Tratsches in ihrem Umfeld den kargen Alltag spannender macht? Alle und jeder oder jeder kann dabei zum Opfer werden und das Leben und Treiben in Segget beschäftigen. Das und all die Gedanken kommen und gehen. Wie wird die Welt in Zukunft aussehen? Gerechter? Zerstörter? Wie erlebt ihr Sohn Ewan die Welt mit all ihren Wundern, die ihn beschäftigen? Sorgen die Predigten von Robert immer wieder für Diskussionen, die den ganzen Ort erfassen? Nimmt er Herausforderungen an und beteiligt sich am Hammerwerfen, um zu zeigen, dass er auch das schafft? Chris ist stets an seiner Seite. Es ist alles lebendig in Segget, rau in vielen Tönen. Chris stellt erstaunt fest, dass auch sie alt wird, dass die Jugend vorbei ist. Sie, Robert und Ewan sind miteinander durch die Jahre gegangen und stehen vor den politischen Umbrüchen ihrer Zeit, die auch Segget nicht verschonen.
Die Sprache des Buches von Lewis Grassic Gibbon ist es, die in ihrer so besonderen Form besticht. Sie bleibt dort, wo sie beheimatet ist. In Schottland, das wie in Bildern durch die Zeilen zieht, übersetzt und damit in deutscher Sprache, die die schottischen Begrifflichkeiten darin erhält, von Esther Kinsky, einer Meisterin der Erzählkunst in ihrer Art und Weise der Übersetzung. —

Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger

Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.