Helge Achenbach: Aufstieg und Fall eines Kunstberaters

 

Es gibt sie immer wieder, die Erzählungen über Betrug in der Kunst, etwa über gefälschte Kunstwerke oder über Objekte, deren Schöpfer sich zu sehr in die Handschrift von einem großen Künstler „hineindenken“ und dies nicht deklarieren. Der Art Consulter Helge Achenbach (*1952) machte mit der Vermittlung von Kunstwerken an zahlkräftige Kunden sehr viel Geld und wurde wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Untreue (verdeckte Preisaufschläge, fingierte Rechnungen, Margen) zu sechs Jahren Haft verurteilt. Nach vier Jahren kam er frei und ist seitdem in der Flüchtlingshilfe tätig.

In „Selbstzerstörung, Bekenntnisse eines Kunsthändlers“ schreibt Achenbach von seinem Aufstieg – und schließlich von seinem Fall. Der Kunstvermittler erzählt seine Biografie wie eine Beichte. Betont zeigt er Reue und zugleich rechtfertigt er sich mit Kindheit, Charakter, Verführung von Macht- und Marktstrukturen sowie der zwischenzeitlich erfolgten Wertsteigerung der von ihm vermittelten Kunst.

Der studierte Sozialpädagoge machte ein einjähriges Praktikum in einem Jugendgefängnis. Dies gab ihm einen Teil des Rüstzeugs für seine spätere Tätigkeit: Menschen zuzuhören, sie nach ihren Wünschen und Ideen zu fragen, sie zu überzeugen. Später stieg er kurzfristig in den Galeriebetrieb ein, lernte die junge Düsseldorfer Künstlerszene kennen, die ihn faszinierte. In diese Phase fällt auch sein Boykott einer Ausstellung mit Werken Hundertwassers, den er sehr freimütig einen „Maler für den Massengeschmack“ nennt.

Gemeinsam mit dem kunstaffinen Architekten Horst Kimmerich begründete Achenbach 1977 die erste Gesellschaft für Kunstberatung (Art Consulting) in Deutschland. Sie erarbeiteten Projekte in denen Kunst für Architektur angeboten wurde. Für einen des Kunstmarkts Unkundigen bleibt die Beschreibung der Achenbach´schen Strategie nicht immer nachvollziehbar. Eine verständliche Geschichte ist wohl diese: Die ersten zwei Jahre agierten die beiden Berater vom „Headoffice“ in Kimmerichs Wohnzimmer aus, das sie zu einem Repräsentationsraum umdekorierten. Eine Freundin „spielte“ Sekretärin, Anrufe wurden im Freundeskreis bestellt, um betriebsam zu wirken. Nach zwei Jahren konnten sie eine echte Sekretärin einstellen und ca. sieben Jahre dauerte ihr Aufstieg zu einem nach Eigendefinition „stattlichen Unternehmen“. 1984 trennten sich die beiden.

Achenbach erzählt von seiner Karriere, von seinem Besitztum, das er sich erwirtschaftete, von seinen privaten Beziehungen zu Sammlern, Künstlern und über seine diversen Ehen und Liebschaften. Er resümiert was Gier, Eitelkeit, Erfolgsstreben aus ihm machten.

Was dann folgt ist eine Geschichte, die in vielen Boulevardblättern und Gerichtsakten nachzulesen ist und ihn letztendlich ins Gefängnis brachte. Und zwar just in dem Moment – und das gibt nach Hundertwasser wieder einen Bezug zu Wien – wo für die Sammlung Essl eine Lösung gesucht wurde bevor die jetzige angestrebt wurde.

Für Achenbach bedeutete die Haft Verlust von Hab und Gut, dh von seinen Unternehmen, Häusern, Autos, seiner eigenen Kunstsammlung und von Familie und Freundschaften.

Was dieses Buch nicht ist: ein Rezeptbuch für Menschen, die auf dem Kunstmarkt reüssieren wollen.

 

Transparenz: Ich habe ein Rezensionsexemplar erhalten wofür ich danke, kein Honorar.