Die Ausstellung „In the Eye of the Storm. Modernismen in der Ukraine“ ist eine, die vom Belvedere gemeinsam mit den Royal Museums of Fine Arts in Brüssel und der Royal Academy of Arts in London in Kooperation mit dem National Art Museum of Ukraine organisiert wurde und als politisches Statement verstanden werden möchte. Der Zeitbogen, der den Hintergrund der gezeigten 112 Werke bildet, beginnt mit der Revolution von 1905, geht weiter zum Ersten Weltkrieg mit dem Zusammenbruch des Russischen Kaiserreichs 1917. Der Ukrainische Unabhängigkeitskrieg wird von 1917 bis 1921 zwischen nationalen ukrainischen und russisch-bolschewistischen Truppen ausgetragen. Anschließend kommt es zur Gründung der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik nach dem Sieg der Bolschewiki. Das Belvedere ist die vierte Station der Wanderausstellung nach Madrid, Köln, Brüssel und wird später in Sofia und Bratislava zu sehen sein. Der rote Faden ist das Bestreben nach kultureller Autonomie und der Entwicklung eines eigenen nationalen Stils vor dem geschichtlichen Hintergrund.

Bedeutende akademische Ausbildungsstätten waren zunächst in St. Petersburg und Moskau und erst ab 1917 auch in Kyjiw. International versuchten sich die Künstler*Innen nach Wien, Krakau, München und Paris auszurichten. Olena Kultschyzka etwa begann ihre Ausbildung in Lwiw, setzte sie jedoch in Wien an der Kunstgewerbeschule und im Atelier von Adele von Stark fort. Von ihr sehen wir eine Ölmalerei mit textilen Elementen und Stickerei (Kastanien 1907/08).

Stilistische Einordnungen der 37 repräsentierten Künstler*Innen: Décadence als Rebellion gegen die Industrialisierung. Es werden fantastische und erotische Motive verwoben. Kubofuturismus – Elemente verschiedener Kunststile werden kombiniert. 1918 kommt es zur Gründung der Kulturliga zur Förderung der zeitgenössischen jüdisch-jiddischen Kultur. Bojtschukisten, das sind Anhänger*Innen von Mychajlo Bojtschuk, der in seinen Wandmalereien Elemente byzantinischer und ukrainischer Volkskunst übernahm. Konstruktivisten wie Wassyl Jermilow, Futuristen (auch Spektralisten genannt) wie Oleksandr Bohomasow, und moderne Kunst wie die eines Kasymyr Malewytsch, den wir gut von früheren in Wien gezeigten Ausstellungen kennen. Er und Wladimir Tatlin sind Lehrer am Kyjiwer Kunstinstitut, bilden die letzte Generation ukrainischer Modernist*Innen aus. Ab 1932/33 Säuberungspolitik der ukrainischen intellektuellen Elite mit Verhaftungen, Internierungen und Hinrichtungen. Die Kunstwerke werden vernichtet oder verschwinden in Depots.

Kuratiert von: Konstantin Akinsha, Katia Denysova, Maryna Drobotiuk, Olena Kashuba-Volvach

An den Wochenenden werden Führungen in Deutsch oder Ukrainisch angeboten. Weitere Angebote sind auf der Website publiziert.

IN THE EYE OF THE STORM. MODERNISMEN IN DER UKRAINE, Unteres Belvedere, bis 2. Juni 2024

Informationen: http://www.belvedere.at