Jahreszeit der Steine

Roman

André Hille

C. H. Beck oHG, München 2023

337 Seiten

978-3-406-79991-4

Das Leben ist eine unendliche Abfolge mit Folgen. Akribisch erzählt der Erzähler alles, was sich an diesem Tag abspielt. Jedes der Kinder ist ihm wichtig und trotzdem erstaunt ihn die Unterschiedlichkeit. Nicht nur in ihren Wünschen schon beim Frühstück, sondern auch in ihrem Aussehen, ihrem Verhalten. Vieles erinnert ihn immer wieder an seine eigene Kindheit, die immer wieder auftaucht. Seine Frau Levje ist so ganz anders als er selbst. Zum Beispiel auch beim Essen. Er betrachtet sie und alles rund um ihn. Kleinigkeiten und Großigkeiten. Auch das, was scheinbar ohne Belang ist für das Leben. Und dennoch sein Leben ausmacht. Ob der Hund schläft oder ihn hoffnungsvoll ansieht. Ob der Laptop gerade funktioniert oder auch nicht. Sein Blick auf Levje ist aber auch kritisch – ist die „liebevolle, stete Zuneigung“, die alles im Blick hat, nicht doch eine permanente Kontrolle über alles? Auch über ihn? Ist er derjenige, der alles im Griff hat? Auch die tote Ratte, die Levje nicht im Mülleimer entsorgen will und ihn drängt, das Problem zu lösen. Die zähen Diskussionen, die Paare oft haben, die mit einer Umarmung enden, die von einem Seufzer begleitet werden. Der Tag endet, so wie viele. Mit den Kopfhörern und der ARD-Infonacht, angeschmiegt an Levje, die jetzt schläft. —

Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger

Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.

Hier geht es zur Hörrezension: https://die-hoerrezension.letscast.fm/episode/jahreszeit-der-steine