Der 21-Jährige, der freiwillig in ein Pflegeheim zog und von seinen Mitbewohnern mit Demenz lernte, was Menschlichkeit bedeutet
Teun Toebes
Knaur Verlag 2023
201 Seiten
ISBN 978-3-426-28620-3
Dass ihm dieses Buch aus tiefstem Herzen kommt, beschreibt der junge Autor nicht nur im Vorwort. Eine Ansage, die sich dagegen richtet, „wie Menschen mit Demenz betrachtet werden“ in unserer Gesellschaft.
Er packt seine Sachen und zieht in ein Pflegeheim ein. Ein mutiger Schritt für einen jungen Mann. Und beginnt, zu schreiben. Lernt Menschen dort kennen, die eine Demenzerkrankung haben. Aber die nach wie vor Menschen mit Wünschen, Vorstellungen, Fragen sind, wie ihr Leben dort weitergeht. Und er mit ihnen gemeinsam in diesem Haus, zu Beginn noch nicht als gelernter Altenpfleger, sondern einfach als Mitbewohner. Einer, der nicht nach Dienstschluß nach Hause geht. Sein Umfeld draußen
staunt, wundert sich, versteht nicht. Ist es tatsächlich so, wie er es erlebt? Dass BewohnerInnen in ihrer Freiheit eingeschränkt werden „müssen“, zu ihrem Schutz oder zum Schutz der Einrichtung? Wird er zum Advokaten für sie, sieht die Welt mit ihren Augen und sucht die Chancen, ihr Leben in einer Einrichtung zu verändern, zu erleichtern? Weil er auch selbst inmitten ihres Alltags lebt. Sieht und erlebt auch das Schöne, das dort möglich ist? Er schreibt: „Das Seltsame an meinem neuen Zuhause ist, dass ich hier ständig zwischen Glück und Traurigkeit schwanke“. Teun setzt sich mit so vielen Fragen rund um „das Pflegeheim“ auseinander, die sich längst nicht nur um die Menschen drehen, mit denen er hier zusammen wohnt. Er stellt sich vielen Themen, auch jenen, ob ausschließlich das Prinzip der Sicherheit vorrangig ist, obwohl das Gefühl des individuellen Glücks der BewohnerInnen Platz haben sollte. Seine vielen Gespräche und gemeinsamen Aktivitäten mit den BewohnerInnen, die ihn als Vertrauensperson dort schätzen und lieben lernen, machen ihn nicht nur zu einem Mitbewohner sondern auch zu einem Kämpfer dafür, sie in ihrer ganzen Persönlichkeit und Individualität wahrzunehmen.
Die Gründung seiner ehrenamtlichen Stiftung soll das Lebensglück von Menschen mit Demenz fördern.
Wie es ihm in den Monaten im Pflegeheim geht, auch an Tagen, an denen er erschöpft, enttäuscht vom System, verzagt ist und wie er trotz allem mit seinem nahegehenden Buch über diese Zeit dafür appelliert, dass die Betroffenen nicht nur gut versorgt sondern auch als Persönlichkeiten mit ihren Bedürfnissen, Hoffnungen und Wünschen wahrgenommen werden, zeichnet sein Buch aus.
„Für immer Mensch“ steht über dem Kapitel „Ein Fazit“… #HumanForever
Teun Toebes, geboren 1999, ist ausgebildeter Altenpfleger und Kämpfer für eine bessere Pflege für Menschen mit Demenz. Für sein Engagement hat er zahlreiche Preise erhalten. Er ist ein beliebter Sprecher auf internationalen Konferenzen und gefragter Gesprächspartner der Medien. Teun Toebes lebt in Amsterdam (Klappentext)
Wer Teun Toebes Stiftung kennenlernen will, findet sie unter https://www.steunentoeverlaat.com
In Österreich gibt es zahlreiche Infos zum Thema Demenz unter https://demenzstrategie.at —
Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsident der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger
Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.