Stephen Hawking
Genie des Universums
Eine Biographie
Charles Seife
445 Seiten
C.H.Beck Verlag OHG, München 2021
ISBN 978 3 406 77527 7
Man nannte ihn Genie des Universums
Selten wissen viele Menschen, wofür Stephen Hawking berühmt geworden ist. Dass er ein eigenwilliger Mensch war, der trotz seiner körperlichen schweren Beeinträchtigung Physiker geworden ist und auch verständlich erklären konnte, was der Urknall, die „Schwarzen Löcher“ und vieles mehr seiner Forschung für die Menschheit bedeuten. Geblieben ist von ihm die Gleichung der Hauptformel der Hawking-Strahlung auf seinem Grabstein. Doch wer war dieser Mann, der sich als Wissenschaftler in ein unbekanntes Terrain wagte und mit seiner Theorie die Welt auf den Kopf stellte? Wie jedem Wissenschaftler stand er Zeit seines Lebens nicht nur in Diskussion mit seinen Theorien, sondern auch immer in lebhafter Kritik mit anderen AstrophysikerInnen bis hin zu PhilosophInnen und TheologInnen.
Doch die Geschichte beginnt in seiner Biographie schon viel früher – bei Isaac Newton im Jahr 1666, bei Einstein mit seinem Interesse an dem Verhalten elektrischer und magnetischer Kräfte und seiner Relativitätstheorie. Hawking, der nach Einstein „zum bekanntesten Gesicht der Wissenschaft“ wurde, hat es immer verstanden, das ganz normale Leben wie zum Beispiel eine Fußballweltmeisterschaft launig zu
analysieren, ohne dabei den Boden der Wissenschaft gänzlich zu verlassen.
Die Erforschung der „Schwarzen Löcher“ wurde zum zentralen Forschungsthema und ist bis heute immer noch im Fokus der Experimentalphysik. Ungeheure Summen wurden bisher dafür aufgebracht, um tiefer in diese Materie einzudringen und Beweise zu schaffen. Hawking selbst war es, der 2014 erklärt haben soll, „Die Abwesenheit eines Ereignishorizonts bedeutet, dass es keine Schwarzen Löcher gibt – zumindest nicht im Sinn eines Systems, aus dem Licht nicht in die Unendlichkeit entfliehen könnte“. Die Suche nach einer sich ständig ändernden Erkenntnis zieht sich durch die Biographie, ebenso wie sein turbulentes privates Leben, gezeichnet durch seine schwere Erkrankung. Einerseits als Pop-Ikone der Medienwelt, andererseits als streitbarer Wissenschaftler, zugleich aber auch als Vorbild für die Nutzung künstlicher Intelligenz durch den Sprachsynthesizer. Sie hat es ihm ermöglicht, sprachlich präsent bleiben zu können, obwohl er verbal dazu nicht mehr in der Lage gewesen wäre. Er ist zugleich aber immer auch Mahner geblieben, um den sogenannten Segnungen des Universums und der Wissenschaft auch Mahnungen vor ihrer missbräuchlichen Verwendung mitzugeben.
In der Biographie begegnen wir zahlreichen Personen, die sich sehr oft entweder an Hawkings Seite gestellt haben und an der Weiterentwicklung seiner Forschung beteiligt waren, aber auch vielen seiner Gegner und das nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht. Ein Star ist immer auch ein begehrtes Objekt von Projektionen.
Sein privates Leben zeigt ihn als Mensch mit allen Facetten – und als Gefangenen in seinem Körper, aber mit brillantem Geist. Die nach seinem Tod von seiner Familie und Freunden gegründete Hawking Foundation lebt weiter und soll sein Lebenswerk unvergesslich machen.
In der Trauerfeier zu seinem Tod ist noch einmal seine Stimme im Synthesizer durch den Raum erklungen:
„Mir ist nur allzu bewusst, wie kostbar die Zeit ist. Nutzen Sie den Augenblick. Handeln Sie jetzt. Ich habe mein Leben damit verbracht, im Geist durch das Universum zu reisen“.
Eine Biographie der besonderen Art. Sie zeigt die unendlich vielen Wege, die die Forschung zu den Themen von Hawking gegangen ist, wo sie ihren Ursprung hatten und welche Fragen sich daraus für die Zukunft stellen. Ein Mann, der sich der Welt gestellt hat und nie aufgegeben hat. Spannend nicht nur für an Physik Interessierte, Zeitgeschichte und naturwissenschaftliches Wissen verbunden mit einem
menschlichen Schicksal. —
Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger
Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde dankenswerterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.