Leo Baeck – Rabbiner in bedrängten Zeiten
Eine Biografie
Michael A. Meyer
Verlag C.H.Beck OHG 2021
364 Seiten
ISBN 978 3 406 77378 5
Diese Biografie über Leo Baeck (1873 – 1956) beschreibt nicht nur sein Leben als Rabbiner, sondern auch die unzähligen Facetten des Judentums. Er hat sein Leben im wahrsten Sinn des Wortes dafür gelebt, sich neben seiner Tätigkeit als Rabbiner in verschiedenen Städten immer mit den Auseinandersetzungen und Veränderungen, der Emanzipierung des Judentums zu stellen. Als liberaler Jude war es sein persönlich wichtiger Ansatz, den Blick des Judentums aus ihrem Inneren nach außen darzustellen und zu fördern, um Reformen anzuregen. Einen Blick in die Zukunft anstelle nur etwas bewahren zu wollen. In Auseinandersetzung mit anderen Gelehrten, auch andere Religionsrichtungen, hat er durch sein ganzes Leben hindurch immer wieder sich selbst Fragen und sie auch anderen gestellt.
In beiden Weltkriegen hat er aktiv als Seelsorger gearbeitet. Auch während seiner Haft im Konzentrationslager Theresienstadt war er für viele seiner Mithäftlinge Trost, Stütze und Schutz, egal welcher Religion sie angehört haben. Seine Arbeit und sein Wirken sind aber auch immer wieder der Kritik ausgesetzt gewesen, vor allem, dann wenn er in einem Zusammenhang als Führender des Judentums bezeichnet wurde, etwas, das die politische Theoretikerin, Politologin und Philosophin Hannah Arendt kritisiert hat. Selma Stern hat in einer anderen Biografie, die sie Josel von Rosheim gewidmet hat, Leo Baeck als den vornehmsten Verteidiger des jüdischen Volkes bezeichnet. Allen Spuren durch Literaturstudium nachzugehen, kann durchaus wichtig sein, um die gesamte Dimension seines Wirkens noch genauer zu beleuchten und damit den Blick auf ihn zu erweitern.
Die Leo Baeck-Institute in den verschiedenen Ländern sind eine wichtige Fundgrube, um diesen Lebensweg noch weiter zu durchforschen, damit aber auch die Entwicklungen des Judentums. —
Text: Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger
Transparenz: Das Rezensionsexemplar wurde vom Verlag dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Kein Honorar.