Von den zehn Positionen der 10. Jahreskonferenz der IG-Pflege, die Corona bedingt am 11. Mai 2021 per Zoom-Konferenz mit den TeilnehmerInnen geteilt wurden, möchte ich nur einige signifikante Gedanken herausgreifen.

Die besondere Lage, in der sich pflegende Angehörige an sich schon befinden, habe sich nun während des vergangenen Jahres unter Corona verschärft. Als besondere Stressoren wurden die soziale Isolation, die Ausgrenzung gepaart mit dem Gefühl des Verlassenseins genannt. Der teilweise oder gänzliche Wegfall professioneller Pflegeunterstützung (24 Stunden Betreuung bzw. punktuelle Hilfe) aus verschiedenen Gründen (Engpässe durch Krankheit der professionellen PflegerInnen und Transportprobleme, Quarantänemaßnahmen etc.) stand diametral zur ständigen Angst sich Infektionen ins Haus zu holen.

Stressoren waren auch Wissenslücken im Umgang mit verschärften Hygienemaßnahmen oder die Informationsdefizite über Test- und Impfmöglichkeiten. Dazu kamen in vielen Fällen noch finanzielle Sorgen oder die Angst um den Arbeitsplatz, Urlaubsanspruch etc. Therapieabbrüche auf Seiten der pflegenden Angehörigen sowie auf Seiten der zu Pflegenden zeigten Auswirkungen auf die Gesundheit. Demenzielle Symptome sollen durch die Isolation und den damit verbundenen Veränderungen verstärkt beobachtet worden sein.

Demgegenüber wurde die allgemeine Verlangsamung als positiver Faktor empfunden.

Aus der psychosozialen Perspektive betrachtet, sei der erhöhte Stress leider ein ungünstiger Faktor. Die Sorge der pflegenden Angehörigen ziehe vermehrt Depression nach sich (positiv: die Anzahl an Suiziden sei nicht gestiegen). Sekundiert wird diese Beobachtung durch die ökonomische Sichtweise: das oft labile Gleichgewicht der Pflegesituation kann durch eine ökonomische Krise ungünstig beeinflusst werden (einerseits direkt durch materielle Einschränkungen, andererseits indirekt durch fehlende Unterstützung).

Bis jetzt sei die Belastung pflegender Angehöriger (die allerdings nicht für alle gleich sei) zu wenig thematisiert worden. Tatsache ist aber, dass die häusliche Altenpflege mehr ins Ausbrennen führe. Während der Pandemie sei auf pflegende Angehörige vergessen worden.

Als Ausweg nennt Dr. Psota körperliche Gesundheit, ausreichend Schlaf, Achtsamkeit, und – ganz wichtig – sich maßgeschneiderte Hilfe bei Bedarf zu holen.

Fazit: Eindringlich ist der Appell formuliert worden jene Lücken im System zu schließen, die durch die Pandemie noch sichtbarer geworden seien. Pflegebedürftige, Pflegepersonen, Frauen zählen neben Arbeiterinnen und neuen Selbständigen zu den benachteiligten Gruppen unserer Gesellschaft.

Dies ist – und damit schließe ich diese Kurzfassung ab – ein Appell an die Politiker: vulnerable Gruppen nicht zu vergessen, sondern sie „mit ins Boot zu holen“. Das bedeutet die Pflegereform voranzutreiben und die dafür nötigen Mittel auch zur Verfügung zu stellen.

weiterführende Links: http://www.ig-pflege.at (die Zoom-Veranstaltung mit allen Beiträgen sollte in Kürze abrufbar sein)