Diesmal erzähle ich von einem Interview mit einem sehr interessanten, vor Energie überströmenden und mitreissenden Menschen. Ich habe seit langem nicht mehr so viel gelacht wie an dem Abend in der Küche von Herrn Univ. Prof. Dr. Klaus-Felix Laczika. Er ist Intensivmediziner am AKH und fast könnte man meinen alles, was er an diesem Abend spricht und mir auf dem Klavier vorspielt, ist Intensivmedizin. Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass er auch Musikmediziner an der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin, Universitätsklinik für Innere Medizin am AKH (Vorstand ist Herr Univ. Prof. Dr. Herbert Watzke), ist. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Musikmedizin zur komplementären Unterstützung des Genesungsprozesses kritisch kranker Patienten sowie die Humanisierung des Intensivmedizinischen Alltags für Patienten und Personal mittels Musik- und Lichttherapie. Was mich neben seiner lebendigen und spontanen Art der Wissensvermittlung erstaunt ist wohl das, was man ein „Outing“ nennt. Er erzählt mir ein stolzer, dankbarer und bekennender Freimaurer zu sein und ich müsse das ganz unbedingt schreiben.

Was genau ist Musikmedizin?

Nun, dass Musik unsere Stimmung beeinflusst, wissen wir alle. Musik ist eine Kunst, die mit Tönen Gemütszustände ausdrücken kann: Einerseits Schwermut oder Trauer. Andererseits Heiterkeit und Schwerelosigkeit. Sie kann den Hörer/die Hörerin von Problemen ablenken, in eine Art Trance fallen lassen, die in andere Dimensionen entführt. Diese Eigenschaften macht sich die Musikmedizin (Musiktherapie) zunutze und wird deshalb auch den psychotherapeutischen Verfahren zugerechnet. Von Dr. Laczika wird sie in zweifacher Hinsicht angewandt:

Die aktive Form praktiziert der Musikmediziner an sich, um sich von der ständigen Belastung seines Krankenhausalltags zu erholen. Etwa 10 Prozent der Patient*Innen an der Intensivstation versterben trotz aller Bemühungen an der Schwere der Verletzung bzw. Erkrankung.

Die andere Form der Musiktherapie ist die passive bzw. rezeptive. Damit werden etwa Wachkomapatienten behandelt.

 

Was geschieht bei solch einer Behandlung?

Beim Hören von Lieblingsmusik werden weniger Stresshormone ausgeschüttet, was wiederum bewirkt, dass in der Folge die Schmerzen gelindert werden. Der / die Patient*In fühlt sich besser und beruhigt sich. Doch nicht jede Musik eignet sich für diese Therapie. Ist der Rhythmus immer starr, kann es sogar zu weiteren und schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen kommen.

 

Der Musiker Laczika

Nach seiner Ausbildung in St. Florian bei Prof. Franz Wall hat Klaus-Felix Laczika in Wien an der Hochschule für darstellende Kunst Musiktheorie und Dirigieren (bei Prof. Otmar Suitner) studiert. Immer wieder hat er mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker gearbeitet (Klavierkonzerte von Mozart und Haydn) und Vorträge gehalten – etwa zum 170. Gründungsjubiläum (1837/2007) des Billrothhauses über Chirurgie und Musik. Ein Thema für das er prädestiniert ist. Benefizkonzerte gab er für Pro Mente oder Hemayat und gemeinsam mit Konstantin Wecker. Voll Dankbarkeit spricht er von seinem Vater sowie von seinen Vorbildern Sergiu Celibidache und Ervin Acel.

Univ. Prof. Dr. Laczika hat kürzlich ein Sabbatical genommen, eine Auszeit von der Medizin, um sich neben der wissenschaftlichen Arbeit für die Akademie der Wissenschaften (Medizinstudenten durch Kunst und damit im Umgang mit Patienten empathischer zu machen) weiteren Tätigkeiten im Musikbereich zu widmen.

Dazu gehört die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern sowie der TU, die Förderung junger Talente und die Organisation der Brucknertage. Vermehrt möchte sich der Pianist auch auf die eigene Konzerttätigkeit konzentrieren.

Am Donnerstag beginnt deshalb ein Zyklus von vier Abenden im Alten Rathaus in Wien. Dieses erste Konzert wird im Zeichen von „Das Mozart-Requiem oder die Kunst des Zitierens“ stehen. Fest versprochen hat mir der Professor einen sehr heiteren Abend – obwohl es um ein Requiem geht. Man darf also gespannt sein. Das Interview jedenfalls war vielversprechend.

Univ. Prof. Dr. Klaus Laczika, „Das Mozart-Requiem oder die Kunst des Zitierens“. 24. Jänner 2020, 19 Uhr, Bank Austria Salon im Alten Rathaus Wien, Wipplingerstr. 8, 1010 Wien, Tickets: € 25.– an der Abendkassa.

Weitere Konzertabende: 12.8. (?) (Jazz), 23.9. (Schubert), 17.12.2020 (Beethoven)

Univ. Prof. Dr. Klaus-Felix Laczika
Univ. Prof. Dr. Klaus-Felix Laczika am Steinway, Foto: Julia Stix

Informationen zum Konzertabend auch auf Facebook: https://www.facebook.com/events/2586820534882161/

Klavierprobe am 20.1.2020 für das Konzert vom 24.1.2020 im Alten Rathaus in Wien https://www.facebook.com/klaus.laczika/videos/2945527365466735/

Weiterführende Links über Klaus-Felix Laczika: http://www.soundsandscience.com/index.php?id=49, http://www.brucknertage.at

Über Palliativmedizin, etwa https://kurier.at/freizeit/palliativstation-bodenpersonal-des-universums/33.224.942

Auf Youtube etliche Beiträge und Aufzeichnungen von Interviews und Konzerten.

Was ich anlässlich der Ausstellung „300 Jahre Freimaurer“ über die Geheime Gesellschaft an Informationen zusammentragen konnte, steht zur Verfügung auf https://pflegeundkunst.wordpress.com/2017/11/25/300-jahre-freimaurer-der-weg-zum-licht-der-erkenntnis

Interview Dezember 2021 im Magazin der Bank Austria über die positive Wirkung von Musik auf die Genesung, auch bei Post-Covid-Patienten

https://www.bak-magazin.at/salon/nicht-atemlos-durch-die-nacht

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